Bits und Bytes als Urlaubsspaß

Saarbrücken · Bei der Berufswahl geht nichts über Erfahrung. Die möchte das Saarbrücker IT-Unternehmen Pikon Schülern vermitteln. In einem Ferien-Programmierkurs können die Jugendlichen in den Beruf hineinschnuppern.

 Auch Mädchen können programmieren, sind Elena Lau (l.) und Melissa Sand überzeugt. Foto: Dietze

Auch Mädchen können programmieren, sind Elena Lau (l.) und Melissa Sand überzeugt. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Anfang April, während der Osterferien. Ein Konferenzraum, die Luft ein wenig stickig. Mitten am Tag, trotzdem Kunstlicht; draußen ist es grau und regnerisch. Vorne eine Leinwand, darauf ein Bild projiziert. Seltsame Wörter sind da zu lesen, "string", "public bolean", auch viele eckige Klammern und Semikolons - Programmier-Code. Mitten im Raum ein großer Tisch, darum drapiert neun Jugendliche, deren Köpfe man förmlich rauchen sehen kann. Man sollte meinen, dass es für eine Gruppe 14- bis 17-Jähriger schönere Orte für die Ferien gibt.

"Das ist total cool und macht Spaß", sagt dagegen der 17 Jahre alte Jakob. Er ist einer von zwölf Teilnehmern des Osterferien-Programmierkurses, den das Saarbrücker IT-Unternehmen Pikon für Schüler anbietet. Der Kurs ist an völlige Anfänger gerichtet, zum Reinschnuppern; für Jugendliche, die sich vorstellen können, später einmal "irgendwas mit Computern" zu machen. Pikon bietet den Kurs kostenlos an, stellt keine besonderen Anforderungen an die jungen Leute. Bis auf die Bereitschaft freilich, fast ihre gesamten Osterferien zu opfern.

Auf die Frage, warum das Software- und Beratungsunternehmen Jugendlichen diese Möglichkeit bietet, verweist Jörg Hofmann, einer der beiden Firmengründer, einerseits auf die sogenannte Corporate Social Responsibility (CSR), also die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens. Andererseits verfolgt Pikon mit dem Ferienkurs natürlich auch eigene Zwecke - denn auch in der IT-Branche habe man Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden, sagt Hofmann. Pikon bildet zum Fachinformatiker aus und bietet ein Duales Studium in Wirtschaftsinformatik an.

Jetzt also sitzen junge Leute im Pikon-Konferenzraum, die möglicherweise einmal zu jenem qualifizierten Personal werden könnten. Knapp zwei Wochen lang, täglich von neun bis 17 Uhr, sitzen die Jugendlichen vor den Firmen-Laptops und bauen die Smartphone-App Quizduell nach, mit der sich Menschen übers Handy mit Quizfragen duellieren können. Unterstützt und angeleitet werden sie von zwei Pikon-Mitarbeitern. Praxisbezogen soll der Kurs sein, nicht bloß graue Theorie, um die jungen Leute auch auf den Geschmack zu bringen.

Dabei geht es nicht darum, innerhalb der zwei Wochen zum Meister-Programmierer zu werden, zu einem neuen Bill Gates oder Mark Zuckerberg . Es geht, für jeden Einzelnen, um die Frage: Könnte das was für mich sein? Der Kurs ist eine Art Praktikum im Programmieren. "Das ist schon verdammt kompliziert", sagt Max, 16 Jahre alt, über den Programmier-Kurs. Aber Spaß, ja, Spaß mache es.

Mathe, Informatik, Programmieren, das sei alles nicht so beliebt bei jungen Leuten, sagt Pikon-Gründer Hofmann. Davor schreckten viele zurück, und dadurch gehe der Branche viel Potenzial verloren. Vor allem an Mädchen mangele es, der IT-Bereich ist nach wie vor eine Männerdomäne. Fünf der zwölf Kursteilnehmer immerhin sind Mädchen, auch wenn an diesem trüben Apriltag drei davon krank fehlen.

"Ihr Mädchen könnt sowas eh nicht" heiße es immer, sagen Melissa und Elena, beide 16 Jahre alt. Unsinn natürlich, blöde Vorurteile, finden sie. Warum sollten Jungs die Programmiererei besser verstehen können als Mädchen? Durch ihre Freizeitbeschäftigung - Computerspielen! - haben viele Jungs vielleicht einen kleinen Vorsprung in dem Bereich, vermutet Elena. Aber deshalb sei sie ja jetzt in dem Kurs: um besser zu werden. Und vielleicht irgendwann die Frauenquote in der IT-Szene ein Stück höher zu treiben.

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